Biografia (Aleman)
Biographisches Lexikon für Ostfriesland [zur Startseite]
LUBINUS
1) Eilert Lübben (Eilardus Lubinus), geb. 1565 Westerstede, gest. 1621 Rostock; Gelehrter und Kartograph2) Friedrich Lubinus, geb. 1580 Apen, gest. 1648 Backemoor; Pastor, Neffe von 1)3) Johann H(e)inrich Lubinus, geb. 1740 Etzel, gest. 1797 Aurich; Apotheker, Tabakfabrikant, verh. mit Catharina Elisabeth Bley, geb. 1741 Horsten, gest. 1796 Norden, acht Kinder4) Bruno Lubinus, geb. 1737 Etzel, gest. 1784 Norden; stud. jur., cand. theol., Tabakfabrikant in Norden, älterer Bruder von 3), verh. mit Folmina Behrends Müller, geb. 1736 Bargebur, gest. 1786 Norden, vier Kinder5) Peter Friedrich Lubinus, geb. 1777 Norden, gest. 1827 ebd.; Tabakfabrikant, Sohn von 3), verh. mit Ennichen Sophie Juliane Hoppe, geb. 1779 Wittmund, gest. 1818 Norden, acht Kinder6) Johann Heinrich Emanuel Lubinus, geb. 1815 Norden, gest. 1846 ebd.; Tabakfabrikant, Sohn von 5), verh. mit Johanna Magdalena Henriette Hoppe, geb. 1818 Norden, gest. 1848 ebd., drei Kinder7) Peter Friedrich Lubinus, geb. 1845 Norden, gest. 1924 Bremen; Kaufmann, Sohn von 6), verh. mit Johanna Augustus Kissling, geb. 1844 Bremen, gest. 1932 ebd., fünf Kinder8) Gustav Lubinus, geb. 1885 Bremen, gest. 1975 Bucaramanga/Kolumbien; Kaufmann und deutscher Konsul, Sohn von 7)Die ostfriesische Pastoren- und Fabrikantenfamilie Lubinus geht auf das alte ammerländische Bauerngeschlecht Lübben in Edewecht/Oldenburg zurück, wo 1521 erstmals ein Eylert Lübben genannt wird. Die latinisierte Form Lubinus des Namens Lübben wurde zum ersten Mal von Eilert Lübben (1) gebraucht; dieser Sohn eines Pastoren in Westerstede war als Eilardus Lubinus ein herausragender Gelehrter an der Universität Rostock. Er wurde 1595 Professor der Dichtkunst und 1605 auch der Theologie; er war Rector Magnificus für vier Amtsperioden von 1603 bis zu seinem Tode. Im Auftrage des Landesherren Herzog Philipp II. (1573-1618) fertigte er die berühmte Landkarte von Pommern an; sie wurde 1617/18 von Nicolaus Geilkercken in Amsterdam auf zwölf Kupferstichplatten im Format 1,25 x 2,20 m gestochen und zählt mit 49 Ansichten pommerscher Städte und 157 Porträts pommerscher Adliger zu den schönsten (und kostbarsten) Exemplaren ihrer Art.Der erste in Ostfriesland ansässige Lubinus war sein Neffe Friedrich Lubinus (2), der bereits in dritter Generation Pastor war, ab 1603 in Nortmoor und von 1628 bis 1648 in Backemoor, und dem auch in den nächsten vier Familiengenerationen ehrenwerte Pastoren folgten. Sie hatten Pfarrstellen inne in Strackholt von 1634 bis 1643, in Middels (1658-1667) und Marienhafe (1667-1680), in Arle von 1702 bis 1720 sowie in Pogum, "an't Endje van de Welt", (1731-1732) und Etzel im Amt Friedeburg von 1732 bis 1762.Diese lange theologische Familientradition bricht jedoch im 18. Jahrhundert ab, auch wird nach 30 Jahren Etzel fortan für noch über 100 Jahre Norden der Familienwohnsitz. Hier begründeten nämlich 1769 der Etzeler Pastorensohn Johann Hinrich Lubinus (3) sowie Justus Friedrich Steinbömer (1740-1809), der Sohn eines Pastoren in Enger/Westf., die Rauchtabakfabrik Steinbömer nstigt wurde diese Firmengründung u.a. durch die auf Wirtschaftsförderung und Bevölkerungsvermehrung ausgerichtete Politik des Preußenkönigs Friedrich II.; zudem sprach sich der Norder Magistrat für die Ansiedlung einer Tabakfabrik aus, da Tabak zumeist aus den Niederlanden importiert wurde. Lubinus hatte von 1755 bis 1760 in Leer eine Lehre zum Apotheker durchlaufen und so vermutlich auch spezielle Kenntnisse über Tabak erworben; dieser wurde damals als geschätztes Heil- und Genußmittel noch in Apotheken verkauft. Während sein Kompagnon mehr für die Fabrikation des Tabaks zuständig war, kümmerte sich Lubinus um den kaufmännischen Bereich der prosperierenden Firma. Er erwarb 1770 das qualifizierte Bürgerrecht in Norden, hatte im Laufe seines Lebens zahlreiche öffentliche Ehrenämter inne und wurde Mitglied bei der traditionsreichen Norder Theelacht, 1793 sogar Theelachter (Verwalter) der Ekeler und Linteler Theele. Seine und seiner Nachkommen Zugehörigkeit zur Theelacht war dadurch möglich, daß seine Großmutter, die Pastorenfrau in Arle, Swaantje geb. Warntjes (1686-1747), einem Theelbauerngeschlecht in der Hagermarsch entstammte. Sein älterer Bruder Bruno (4) wurde ebenfalls im kaufmännischen Sektor der Firma tätig. Nach abgebrochenem Jura- und Theologiestudium war auch er in Norden als Tabakkaufmann ansässig geworden.Wegen der hohen Kindersterblichkeit jener Zeit (überwiegend aufgrund von Infektionskrankheiten) erreichte von den zwölf Nachkommen dieser beiden Brüder nur einer, Peter Friedrich (5), das Alter, um als Lubinus-Namensträger Nachfolger des Vaters (3) in der erfolgreichen Firma werden zu können. Zuvor hatte er eine solide kaufmännische Ausbildung in Bremen und London durchlaufen. Wie der Vater versah er zahlreiche Ehrenämter und spielte ebenfalls eine bedeutsame Rolle in der Norder Gesellschaft und (tm)ffentlichkeit; er erbaute 1805 das stattliche Haus Neuer Weg 92 als Familienwohnsitz.Bei seinem Tode 1827 besuchte der einzige überlebende Sohn Heinrich (6) noch die Schule; dieser trat dann später zwar in die Firma ein, doch war er von schwacher Konstitution und oft krank. In der Firmenleitung dominierte jetzt notgedrungen die Familie Steinbömer.Mit Peter Friedrich (7), der nach dem frühen Tod der Eltern wie seine beiden Schwestern bei Verwandten aufwuchs, trat 1869, rechtzeitig zum 100jährigen Firmenjubiläum, zum letzten Mal ein Lubinus in die Firma ein. Er hatte die in der Familie übliche kaufmännische Ausbildung in Bremen durchlaufen und durch Auslandsaufenthalte einige Fremdsprachenkenntnisse erworben. Es folgten erneut Jahre des Aufschwungs und Wachstums und einer beachtlichen Vergrößerung des Unternehmens. Auf der Weltausstellung 1873 in Wien erreichten die Produkte von Steinbömer ber. Hinzu kamen möglicherweise unternehmerische Fehlentscheidungen. Steinbömer te 1883 Konkurs anmelden, der nur dadurch abgemildert wurde, daß der Norder Kommerzienrat Jan ten Doornkaat Koolman (1815-1889) die ganze Tabakfabrik vorübergehend aufkaufte und zu äußerst günstigen Bedingungen an Steinbömer zurückverkaufte. Das Lubinus-Haus am Neuen Weg wurde an Doornkaats Schwiegersohn, den Amtsrichter Jan Klinkenborg (1847-1918), weiterverkauft. Peter Friedrich (7) schied 1884 als Mitinhaber aus der "Societätshandlung" aus und wurde in Bremen Direktor einer deutsch-amerikanischen Petroleumgesellschaft.Mit seinem Wegzug nach Bremen endet die Geschichte der Pastoren- und Fabrikantenfamilie Lubinus; sie war in neun Generationen in Ostfriesland ansässig und ist genealogisch lückenlos erforscht. Familiärer Höhepunkt war zweifellos der Zeitabschnitt in Norden als Tabakfabrikanten und -kaufleute. Die einzigen Nachkommen leben heute in Kolumbien, wohin es Gustav Lubinus (8) in den 20er Jahren als Überseekaufmann zog und wo er es zu Ansehen und Wohlstand brachte. Andere Träger des Namens Lubinus in und außerhalb Ostfrieslands sind nicht mit dieser Familie verwandt.Literatur: Die Pastoren der Landeskirchen Hannovers und Schaumburg-Lippes seit der Reformation, hrsg. von Philipp Meyer, Band 1-3, Göttingen 1941-1953; Behrend Heiko B e h r e n d s (Hrsg.), 200 Jahre Steinbömer Rudolf F o l k e r t s, Die Theelacht zu Norden. Ein seit 1100 Jahren auf genossenschaftlicher Basis geführter Familienverband, Norden 1986; Friedemann R a s t, 200 Jahre Steinbömer Theda S c h u h (geb. Hoppe), Die ostfriesische Pastoren- und Fabrikantenfamilie Lubinus, Esens 1981 (Ms. in Familienbesitz).Porträts: Kupferstich, aus "Freher" 1688: Eilardus Lubinus (1); vier (tm)lgemälde 1777 von Henrich Becker (1747-1819): Bruno Lubinus (4) und Frau Folmina geb. Müller (1736-1786), Johann Heinrich Lubinus (3) und Frau Catharina Elisabeth geb. Bley (1741-1796), Peter Friedrich Lubinus (5) und Frau Ennichen Sophie Juliane geb. Hoppe (1779-1818), Johann Heinrich Emanuel Lubinus (1815-1846) und Frau Johanna Magdalena Henriette geb. Hoppe (1818-1848) (Familienbesitz).